Los lassen

Wie schaffe ich es los zu lassen ? Mein Ehemann hat in den letzten 2 Jahren so viel Mist gebaut ( die ganze Nacht nicht nachhause gekommen , gesoffen , gestritten ohne Grund & einmal musste er vor kurzen in die Ausnüchterungszelle ) und trotzdem verzeihe ich ihm immer wieder obwohl ich keine lust auf so ein Leben habe .... zu mir ich bin schwanger und mutter einer fast jährigen Tochter .
Ich kann mir selber nicht erklären warum ich nicht los komme .

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Hallo,

vielleicht weil du es seit Jahren kennst und zwar schwer ertragbar ist, aber du dich daran "gewöhnt hast". Man kann sich an leiden gewöhnen und es ist manchmal leichter, in dieser Situation zu bleiben die man kennt, als eine neue, vielleicht auch schwere Situation zu beginnen. Ich spreche leider aus Erfahrung und stecke sehr lange in einer "abgeliebten" Beziehung und habe Angst vor einem Neustart. Vor allem da mir mein Mann bereits mitgeteilt hat, dass dieser Neustart auf den Rücken der Kinder ausgetragen werden würde - was mir das Herz bricht.

Du bist schwanger und hast ein Kind. Sehr wahrscheinlich wird es nie besser werden (bin selbst in einem Alkoholikerhaushalt aufgewachen und damals froh um die -viel zu späte- Trennung ). Es wird auch nicht leichter mit der Trennung. Im Gegenteil. Jede Zeit die man wartet wird man trauriger, wütender, du kannst dich irgendwann nicht mehr mit Achtung von deinem Partner trennen. Die Enttäuschung wird stärker, gerade auch wenn Alkohol im Spiel ist und du enttäuscht bist, dass er nicht endlich aufhört.

Vielleicht machst du mal einen Termin z.B. bei der Caritas oder sprichst mit einer guten Freundin. Mir haben Gespräche mit Außenstehenden immer sehr geholfen, meine Position nochmal zu hinterfragen und mich sicherer in meiner Entscheidung zu fühlen. Auch wenn dein Mann nicht mitspielen wird - du hast die "besseren Karten" wegen der Kinder. Dein Kind ist klein, er ist Alkoholiker, das andere noch im Bauch. Daher, du hast die Chance in dem Alter noch einiges für die Kinder zu regeln und in gute Bahnen zu lenken. Als Tochter eines Alkoholikers lege ich es dir ans Herz. Auch wenn man glaubt, die Kinder bekommen nichts mit und versucht es zu vertuschen - es wird gemerkt und beeinflusst/belastet nachhaltig das Leben. Aber ich kann deinen "Stillstand" auch nachvollziehen - weil ich leider ebenfalls in Starre bin... Vielleicht bist du stärker als ich.

Ich wünsche dir und einen Kindern alles Liebe und starke Entscheidungen.

Lg

Bearbeitet von Leideraehnlich
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Vielen Dank das du dich so geöffnet hast und mir deine Lebenslage zeigst, ich hoffe ich habe bald die Kraft 😔

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Hallo Josefine2,,

was könnte dich dazu bewegen, deinen Mann los zu lassen? Vielleicht die Fürsorge für deine Kinder, wenn du schon dein eigenes Wohlergehen hintenan stellst?
Los lassen heißt aber auch, dich deinen Verlustängsten und deinen wahrscheinlichen finanziellen Sorgen zu stellen, deine Ängste als zutiefst menschlich anzunehmen.

Ich vermute, es ist auch deine Verbundenheit und Vertrautheit mit deinem Mann - auch wenn die Liebe inzwischen verblasst sein dürfte - die dich an deinen Mann fesselt.

Dein Mann betreibt nach deiner Schilderung einen schweren Alkoholmissbrauch, wenn er nicht schon Alkoholiker ist, dazu kommen wohl noch andere Missstände, die du mit "er hätte so viel Mist gebaut" umschreibst.

Welche Optionen neben einer Trennung hättest du denn?

1. Weiter leiden und erdulden und Abfinden mit deiner schrecklichen Lage.

2. Den Weg, deinem Mann die Pistole auf die Brust zu setzen nach dem Motto "Entweder-Oder" und mit Hilfe der Suchtberatung und von Professionellen einen Entzug mit anschließender Therapie zu erzwingen.
Leider ist es nun so, wenn bei einem Alkoholiker nicht eine aufrichtige innere Bereitschaft besteht, vom Alkohol zu lassen und sich zusätzlich mit der eigenen Suchtpersönlichkeit zu beschäftigen, dann sind die Chancen auf eine dauerhafte Trockenheit auch nach einem Entzug und einer Therapie nach meiner Erfahrung (bin selbst trockener Alkoholiker) sehr gering.

Mit anderen Worten, ich fürchte, wenn du jetzt als Angehörige eine Suchtberatung aufsuchst und selbst wenn dein Mann in eine Therapie einwilligen würde, es würde eine Hoffnung in dir aufkeimen, die bitter enttäuscht werden könnte.
Eine Entscheidung, welchen Weg du gehen sollst, die kann dir kein anderer Mensch abnehmen. Vielleicht ist es in deiner furchtbaren Situation wirklich das Beste, wenn du dich am Wohl deiner Kinder orientierst.
Das würde fast unweigerlich eine räumliche Trennung von deinem Mann nach sich ziehen. Wobei ich offen lassen würde, wenn der unwahrscheinliche Fall einer längerfristigen Trockenheit bei deinem Mann eintreten sollte (deutlich über 1 Jahr!) , ob für dich ein zweiter Versuch mit ihm vorstellbar wäre.

Bearbeitet von Christoph61